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Klassenstufe 10 im KZ Mauthausen

Vom 5. bis 7. Mai 2023 fuhren 18 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 mit Frau Schönberg und einer Delegation des internationalen Mauthausen-Komitee Stuttgart zur Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen in Österreich.

Das Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ) veranstaltet dort jährlich eine Gedenkfeier, um an die Opfer und die Befreiung des KZs durch die US-Armee am 6. Mai 1945 zu erinnern. Die Gedenkfeier fand 2023 zum 78. Mal statt und dient als eine Möglichkeit, die Opfer zu ehren und gleichzeitig die Vision einer zukünftigen Welt des Friedens und der Harmonie zu fördern.

Los ging es mit dem Reisebus am Freitag um 9:00 Uhr ab Degerloch. Nach einer reibungslosen Fahrt, bei der die lange Fahrzeit durch ein vorbereitetes Quiz aufgelockert wurde, erreichten wir Sankt Georgen an der Gusen, wo wir in der örtlichen Grundschule unser Quartier für das Wochenende bezogen.

Nach dem Abendessen und einer Vorstellungsrunde wurde für Interessierte der Film „Der Fotograf von Mauthausen“ gezeigt. Er basiert auf einer wahren Geschichte und erzählt das Leben des spanischen Fotografen Francesc Boix während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Mauthausen. Er wurde von den Nazis gezwungen, Fotos der Gräueltaten und dem Alltag im Lager zu machen. Boix nutzte heimlich seine Position als Fotograf, um Beweise für die Verbrechen zu sammeln. Die Negative wurden von Häftlingen, die täglich zur Arbeit außerhalb des Konzentrationslagers eingesetzt waren, aus dem Lager geschmuggelt und von einer mutigen Bewohnerin der Gemeinde Mauthausen versteckt. Boix überlebte das Konzentrationslager und konnte nach dem Krieg Zeugnis ablegen.

Am Samstag besuchten wir die KZ-Gedenkstätte. Dort wurde die Gruppe von einem Mitglied des MKÖ (Mauthausen Komitee Österreich) zirka drei Stunden über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen geführt. In vielen interessanten Details und Geschichten erfuhren wir viel über das Leben und Leiden der Häftlinge im Konzentrationslager.

Neben den erhaltenen Gebäuden wurde auf dem Gelände der ehemaligen SS-Baracken nach der Befreiung ein Feld mit Denkmälern von 16 Nationen errichtet, es gibt eine Dauerausstellung mit Artefakten aus dem Lageralltag und eine Gedenkinstallation mit den Namen der Toten.

Ein unter Beteiligung von österreichischen Jugendverbänden errichtetes Jugenddenkmal erinnert an die vielen jungen Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus in den Konzentrationslagern gelitten und ihr Leben verloren haben. Das Jugenddenkmal ist ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur in der Gedenkstätte. Es ermutigt aber auch dazu, sich zu engagieren und ein Zeichen gegen jede Form von Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu setzen.

Einige Teilnehmende besuchten am späten Nachmittag die Befreiungsfeier in der Gedenkstätte in Gusen, dem größten Nebenlager des KZ Mauthausen und am Abend den Stollen „Bergkristall“, in dem Häftlinge des KZs Flugzeugteile für die Wehrmacht produzieren mussten.

Am Sonntag musste schon vor 9 Uhr das Schlafquartier geräumt und gereinigt werden, anschließend brachte der Bus die Gruppe zum Abfahrtsort der Shuttlebusse, mit denen wir zur Gedenkstätte fuhren.

Dort erlebten wir die Atmosphäre der internationalen Befreiungsfeier mit Delegationen aus aller Welt. Zuerst gingen wir gemeinsam zum Denkmal Deutschlands. Nach den Reden der Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (s. Bild) und Ingrid Bauz vom internationalen Mauthausenkomitee Deutschland zum diesjährigen Thema „Zivilcourage“ sangen freiwillige Schüler*innen vor dem Denkmal die Lieder “Bella ciao” und “das Lied der Lieder”.

Hierzu ein Zitat aus der Rede von Ingrid Bauz “...Zivilcourage ist der Schwerpunkt der diesjährigen Gedenk- und Befreiungsfeiern. Dies ist sowohl im Rückblick in die Geschichte und im Blick auf das Heute ein bedeutender Schwerpunkt. Zivilcourage, das ist Alltagsmut. Alltagsmut, den wir dann aufbringen sollten, wenn humane und demokratische Werte, wenn die Menschenwürde, wenn politische und soziale Gerechtigkeit missachtet oder mit Füßen getreten werden. Egal wo dies geschieht, ob im Freundeskreis, in der Öffentlichkeit oder von Seiten der Obrigkeit. Das ist nicht einfach. Sich von den möglichen Folgen nicht einschüchtern und abschrecken zu lassen erfordert Mut und Willenskraft. Aber wegschauen und schweigen verändert nicht nur einen selbst zum schlechten, sondern schleichend und stetig auch die Welt, in der wir leben.“

Daraufhin gab es noch etwas Zeit, die Baracken von Mauthausen sowie die Todesstiege (steile Treppe, die die Opfer täglich besteigen mussten; s. Bild) und andere historische Denkmäler sowie das Museum zu besichtigen, bevor wir uns zur Kranzniederlegung versammelten. Dort stellten sich die Delegationen verschiedener Länder aus aller Welt alphabetisch auf und zogen in einem langen Zug zum Appellplatz und dem dortigen zentralen Denkmal. Es war beeindruckend, den Zug der etwa 10.000 Menschen zu erleben. Den Kranz für das deutsche Komitee durften zwei Schülerinnen des GGD niederlegen.

Nach dem Ende der Befreiungsfeier traten wir um 13 Uhr die Heimreise an und waren gegen 20:30 Uhr wieder in Stuttgart. Marcel (Kl. 10), Heidrun Schönberg

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